Vertreter der Papier- und Verpackungsindustrie haben sich im Bayerischen Landtag zur Thematik der im Koalitionsvertrag festgehaltenen Abschaffung der Bonpflicht mit dem Entbürokratisierungsbeauftragten der Bayerischen Staatregierung, Walter Nussel, MdL, getroffen und dessen Bedeutung aufgezeigt. Organisiert wurde der Termin von BayPapier um Hauptgeschäftsführer Dr. Thorsten Arl sowie Kommunikationsreferent Patrick Zens. Dabei waren außerdem der Vorstand Technik Dr. Stefan Karrer sowie der Leiter der Sparte Thermopapiere Sebastian Früh von Koehler Paper, dem Weltmarktführer bei der Herstellung von Thermopapieren, insbesondere des recyclingfähigen, selbst entwickelten blauen Thermopapiers namens „Blue4est“, für die Verarbeitung zu Kassenbon-Rollen. Die Runde komplettierte Geschäftsführer Christoph Ettel von der Franz Veit GmbH, die das Thermopapier als einer der größten Produzenten in Europa zu fertigen Kassenrollen weiterverarbeiten.
Grundsätzlich erkannten die Vertreter der Papier- und Verpackungsbranche an, dass aus Sicht der Verbraucher, der Bon in der Praxis nicht immer gebraucht wird und die landläufige Haltung zum Bon nachvollziehbar ist. Dennoch erfüllt der Kassenbon vielfach Funktionen, die auf den ersten Blick nicht ganz klar sind, in seiner Summe aber eine absolute Berechtigung für die Existenz des Kassenbons darstellen. Die Belegausgabepflicht wurde im Rahmen des Kassengesetzes in Ergänzung zur Belegerstellungspflicht zum 01.01.2020 aus guten Gründen eingeführt. Keiner der Gründe hat seitdem seine Gültigkeit verloren, so dass eine neuerliche Abschaffung nun vielerlei Nachteile für Verbraucher und Gesellschaft nach sich zieht.
Wie die Deutsche Steuergewerkschaft vorrechnet, warnt auch die Industrie vor einem höheren Steuerbetrug durch Verzicht auf Bonierungen sowie der Möglichkeit von Fälschungen bei den digitalen Lösungen. Der Schaden für den Steuerzahler wird laut Studien auf jährlich 10 bis 15 Mrd. Euro geschätzt. Weitere Nachteile für die Verbraucher sind einerseits, dass ein Kassenbon einfach für Reklamationen, Umtausch oder Garantiefälle genutzt werden kann (laut Umfrage möchten 56% der europäischen Verbraucher einen Kassenbon) und andererseits durch Abschaffung die Ausgrenzung sozialer Gruppen, die nicht über einen Zugang zu den digitalen Lösungen verfügen, entsteht. Auch entsteht eine Wettbewerbsverzerrung zwischen großen Handelsgruppen, die sichere digitale Lösungen schnell umsetzen können und kleinen Geschäften, denen dazu die Ressourcen fehlen.
Koehler Paper und auch die Franz Veit GmbH brachten außerdem zum Ausdruck, dass sie als familiengeführte, mittelständische Unternehmen nach der Einführung der Belegausgabepflicht massiv investiert hatten. Zusätzlich habe man erfolgreich in die Forschung für recyclingfähige und klimaneutralere Produkte investiert. Generell befindet sich die Branche in einer Transformation hin zu CO2-neutraler Herstellung und Weiterverarbeitung von Papieren. Eine Kehrtwende in der Politik nach lediglich sechs Jahren würde die Investitionen mehr als fraglich erscheinen lassen. Hier wünscht sich die Branche mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit und einen entschleunigten Umsetzungsprozess, um innerbetrieblich Zeit für eine Umstellung zu gewinnen.
Abschließend betonten Dr. Stefan Karrer, Sebastian Früh und Christoph Ettel noch einmal, dass sie sich gegen den Aufbau digitaler Alternativen nicht verwehren, es allerdings eine Wahlfreiheit geben soll und vor allem die Sicherheit der digitalen Lösungen zu 100% in der Fläche gewährleistet sein sollte. Optimalerweise wird die Evaluierung des Kassengesetzes, die für 2025 geplant ist, noch abgewartet und die Ergebnisse fließen in den aktuellen Prozess mit ein.
v.l.n.r. : Dr. Stefan Karrer und Sebastian Früh von Koehler Paper, Dr. Thorsten Arl von BayPapier und Christoph Ettel von der Franz Veit GmbH