Auf Wunsch des Vorstands der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag hat der Industrieverband BayPapier einen Informationsbesuch zum Thema Papierherstellung und Wassercent beim Unternehmen UPM in Schongau organisiert. Werkleiter Wolfgang Ohnesorg sowie seine für die Themen Umwelt zuständigen Mitarbeiter Ute Soller und Martin Heinrich empfingen neben Hauptgeschäftsführer Dr. Thorsten Arl sowie Markus Erlewein und Patrick Zens von BayPapier den stv. Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/DIE GRÜNEN Bayerischen Landtag, Johannes Becher, sowie deren umweltpolitischen Sprecher, Christian Hierneis.
UPM Schongau beschäftigt rund 400 Mitarbeiter und produziert auf zwei Papiermaschinen jährlich über 540. 000 Tonnen Rollendruckpapiere. Seit der Standortgründung 1887 prägen Tradition und Fortschritt den Firmenstandort in Schongau. Die Papierfabrik setzt stark auf Nachhaltigkeit. Neben Sägerestholz kommt zu einem Anteil von über 70 % Altpapier als Rohstoff zum Einsatz. Abfälle bereitet das Unternehmen am Standort selbst auf und erzeugt damit Strom und Wärme. Von der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens profitieren die Schongauer Bürger unmittelbar. UPM koppelt die bei beim Produktionsprozesse anfallende Wärme aus und speist sie in das Schongauer Fernwärmenetz ein.
Darüber hinaus hat das Werk Schongau für die Stabilisierung der Netze und die Sicherheit der Stromversorgung insgesamt eine große Bedeutung. Wenn Photovoltaik und Windenergie die Netze zu überlasten drohen, kann UPM gezielt erneuerbare Energie aufnehmen. Bei Stromdefizit ist das Werk zusätzlich in der Lage durch Einspeisung das Netz zu stabilisieren. UPM Schongau leistet damit einen auch gesellschaftlich wichtigen Beitrag als Energiesystemdienstleister.
Alle diese Aufgaben kann UPM aber nur dann schultern, wenn das Werk mit seiner Kernaufgabe, der Produktion von grafischen Papieren, Geld verdient. Der Markt ist hart umkämpft. Der Bedarf an gedruckten Zeitungen und Zeitschriften geht kontinuierlich zurück. Nur die wettbewerbsfähigsten Standorte am Markt können bestehen. „Jede zusätzliche Kostenbelastung“, so Wolfgang Ohnesorg, „ist absolutes Gift für unseren Standort in Schongau.“ Verbandsgeschäftsführer Arl ergänzt, dass die deutsche Papierindustrie den spezifischen Wassereinsatz pro Tonne produzierten Papiers seit 1995 halbiert habe. Einerseits aus ökologischen Gründen, aber vor allem aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Feuchte, die erst gar nicht ins Papier gelangt, muss hinterher nicht aufwändig und teuer im Trocknungsprozess entweichen. Weitere Einsparungen wären wünschenswert ergänzt Martin Heinrich, stoßen aber an physikalische Grenzen. Daher könne die Erhebung eines Wassercents, wie er neben der bayerischen Staatregierung auch von den Landtags-Grünen angestrebt werde, in der Papierindustrie keine Lenkungswirkung entfalten, resümiert Thorsten Arl. Es wäre lediglich eine weitere Kostenbelastung. Und sie adressiert den Falschen. Die Papierindustrie setzt Wasser als Prozesswasser und zur Kühlung ein. Selbstverständlich werde das Wasser dem Lech anschließend wieder zugeführt, und zwar in bester Qualität, so Expertin Ute Soller.
Ohnehin steht es um die Rahmenbedingungen für die Grundstoffindustrie in Deutschland nicht gut. „Unsere Schwesterbetriebe in Skandinavien“, so Ohnesorg, „können aufgrund des dort deutlich niedrigeren Strompreises erheblich günstiger produzieren. „Wir brauchen keine Zusatzbelastungen, sondern den lange angekündigten Industriestrompreis“, fasste Verbandsgeschäftsführer Arl die Lage zusammen. Die nachhaltige, ressourcenschonende Produktion von Grundstoffen wie Papier muss auch in Deutschland wirtschaftlich möglich sein.
"Der Wassercent ist als konkrete Finanzierung für Gewässerschutzprojekte dringend notwendig. Gleichzeitig muss er so ausgestaltet werden, dass die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt und ökologische Leistungen, die bereits von Unternehmen erbracht werden, auch anerkannt werden“, sieht Johannes Becher die Sachlage. „Jetzt geht’s drum, die Details so zu gestalten, dass der Wassercent für alle Seiten möglichst vereinbar und vor allem zielführend ist."
„Wir danken für das gute und offene Gespräch. Jedes Gespräch bringt uns weiter in unserer Entscheidungsfindung zum Wassercent. Wir haben viel erfahren über die Anstrengungen der Papierindustrie, nachhaltiger zu werden und über ihre aktuellen Probleme, die es zu lösen gilt“, zog Christian Hierneis ein Resümee.