Der Verband der Bayerischen Papier, Pappe und Kunststoff verarbeitenden Industrie e.V. (VBPV) hat seine Jahrestagung einmal mehr erfolgreich im Hotel Das Tegernsee abgehalten. Eine rekordverdächtige Anzahl an Mitgliedern war zu der von BayPapier-Geschäftsführer Dr. Thorsten Arl und seinem Team organisierten Veranstaltung gekommen. Zusammen mit dem Vorsitzenden des Vorstands Günther Berninghaus führte Dr. Arl sowohl durch einen internen Teil, der sich mit der Verbandsführung und den Verbandsfinanzen beschäftigte, als auch durch einen öffentlichen Teil, bei dem der Fokus auf dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung lag.
Nach der Begrüßung der neuen Mitgliedsunternehmen Abel Wellpappe in Form GmbH, Paul Lindner GmbH und Carton Group GmbH, ging Dr. Thorsten Arl in seinem Bericht der Geschäftsführung auf die umfangreichen Aktivitäten des Verbandes ein. Insbesondere stellte er die Leuchtturmveranstaltung des Jahres 2025, die „Papier Challenge“ am 30. April in der Motorworld in München vor. „Die Initiative des Verbandes, gemischte Teams aus Azubis der Mitgliedsbetriebe und Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufe bayerischer Realschulen zusammen live im Papierbrückenbau gegeneinander antreten zu lassen, hat alle Erwartungen übertroffen. Ebenfalls im internen Teil berichteten Dieter Berschel von der Kanzlei Jahres & Kollegen zu den Vorteilen der Auslagerung von Pensionszusagen. Der Verhandlungsführer für die Betriebe in Bayern, Prof. Dr. Frank Ohle, der Verhandlungsführer auf Bundesebene HPV-Vorsitzender Jürgen Peschel sowie HPV-Geschäftsführer Stefan Rössing erläuterten das Ergebnis der Tarifrunde 2025 mit einer Steigerung der Löhne und Gehälter um 5,5 Prozent bei der Laufzeit von 27 Monaten bis Ende April 2027.
Vorstandsvorsitzender Günther Berninghaus ging in seinem Geschäfts- und Lagebericht auf die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Branche ein. Nachdrücklich forderte Berninghaus dabei eine drastische Reduzierung der Bürokratie sowie eine Vereinfachung von Berichtspflichten. „Unternehmen dürfen nicht länger durch langwierige Genehmigungsverfahren und bürokratische Hürden ausgebremst und von ihrem Kerngeschäft abgehalten werden. Dies schadet insbesondere dem deutschen Mittelstand“, so Berninghaus. Optimistisch stimmte ihn, dass in der EU aktuell ein Umdenken hinsichtlich der vielen Berichtspflichten wie Entwaldungsverordnung (EUDR), Lieferkettengesetz (CSDDD) oder Nachhaltigkeits-berichterstattung (CSRD) einsetze. Auch lobte er die bayerische Staatsregierung, die sich auf allen politischen Ebenen für die Belange der Branche stark mache. Stellvertretend erwähnte er dabei die anwesenden Dr. Klaus-Peter Potthast und Dr. Philip Brodbeck aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium.
„Zu wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen gehören auch international wettbewerbsfähige Energiekosten“, machte Berninghaus deutlich und forderte von einer neuen Bundesregierung die Senkung der Energiekosten als oberste Priorität. Genauso machte sich der Vorstandsvorsitzende für eine faire Behandlung von Verbundverpackungen stark und sprach sich gegen die Einführung einer kommunalen Verpackungssteuer in Bayern aus. Die gesammelten Forderungen der Branche, angefangen von der Abschaffung überbordender Bürokratie über verlässliche und bezahlbare Energie bis hin zu einer Modernisierung des Unternehmenssteuerrechts, einer Flexibilisierung der Arbeitsrechtsvorschriften und einer Reform der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall findet man auch im BayPapier Positionspapier für die 21. Legislaturperiode des Deutschen Bundestags.
Abschließend stand das Thema „Nachhaltigkeitsberichterstattung“ im Fokus. Dr. Petra Blumenroth von Bayern Innovativ referierte zu den Grundlagen. Prof. Dr. Steffen Hermann von der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft gab einen Einblick in die berufsbegleitende Weiterbildung im Sustainability Management. Prof. Dr. Oliver Mayer (Bayern Innovativ) moderierte die Podiumsdiskussion zu den betrieblichen Erfahrungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im produzierenden Mittelstand. Zur Ausgestaltung und Sinnhaftigkeit der im wesentlichen europäischen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung entfaltete sich eine kontroverse Diskussion zwischen Günther Berninghaus vom Papierwerk Landshut Mittler, Peter Schneider von der Engelhard Druck GmbH sowie Arthur Erdem (IPEF GmbH) und Dieter Pfaff (M Genuma GmbH), die als Berater für die Nachhaltigkeitsberichterstattung tätig sind. Die Diskutanten waren sich einig, dass die Berichterstattungspflichten aktuell aufgrund vieler Dopplungen und Überschneidungen ein bürokratisches Monster darstellen. Wenn das Ganze jedoch als eigenes Datenmanagement betrachtet wird und endlich vereinheitlicht werden würde, so kann durchaus jedes Unternehmen davon profitieren. Einig war man sich, dass in wenigen Jahren eine sinnvolle Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Basis eines betrieblichen Datenmanagement zu Betriebsalltag dazu gehören wird.
Foto: vorne vlnr: Peter Schneider, Adrian Meister, Dr. Thorsten Arl, Günther Berninghaus, Armin Kienberger, Frank Graf, Stefan Hofmann, Andreas Hertel; hinten vlnr: Prof. Dr. Frank Ohle, Andreas Knur, Bernd Wein, Horst Varschen, Andreas Koob, Andreas Eyd